Aktivierung der körpereigenen Immunabwehr – Brachytherapie mit Seeds gegen im Körper verbliebene Prostatakrebszellen (Metastasen)

15.07.2019

Bei der Brachytherapie mit Seeds sind zwei wesentliche Wirkmechanismen bekannt: die direkte Zerstörung der Tumorzellen durch hohe Strahlendosen in unmittelbarer Nähe der Seeds (Zellnekrose) sowie eine indirekte Hemmung der Tumorzellteilung (Mitose) mit langsamen Zelltod der Krebszelle (Apoptose), bei möglicher Reparation der gesunden Körperzelle.

Seit vielen Jahren wir zu dem ein Dritter immunologischer Therapieeffekt der interstitiellen Strahlentherapie diskutiert: der so genannte Abscopale Effekt.

So wurde in den letzten Jahren wiederholt beobachtet, dass die Bestrahlung eines Krebsherdes bei unterschiedlichen Krebserkrankungen in manchen Fällen auch zu einer Verkleinerung bereits bestehender Tochtergeschwülste (Metastasen) in Distanz zum Bestrahlungsort führt.

Ebenso zeigte sich bei Patienten mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenen Prostatakrebs und bereits bildgebend nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen bei einer zusätzlichen Bestrahlung der Prostata im Vergleich zu einer alleinigen antihormonellen medikamentösen Therapie ein Vorteil im krebsspezifischen Überlebens sowie im Gesamtüberleben (1).

Als mögliche Ursache wird hier der sogenannte Abscopale Effekt vermutet, bei welchem durch die Bestrahlung des Primärtumors eine zusätzliche systemische körpereigene antitumorale Immunreaktion erfolgen kann, der durch die lokale Behandlung getriggert wird und die sich auch gegen weitere bereits im Körper zirkulierende Krebszellen / Metastasen richten könnte, die sich nicht im direkten Bestrahlungsgebiet befinden.

In einer Arbeit von Kuba und Kollegen (2) konnte nun erstmals laborchemisch anhand von Blutanalyse nach erfolgter Brachytherapie mit Seeds die Immunreaktion mit einem Anstieg spezifischer Immunkillerzellen gezeigt werden. Es erfolgte alle drei Monate nach durchgeführter Brachytherapie eine Blutanalyse mit spezifischer Leukocytenanalyse. Hierbei zeigte sich auch nach 150 und 200 Tagen ein signifikanter Anstieg der sogenannten immunkompetenten Killerzellen (T-Lymphozyten), durch welche die These einer systemischer körpereigenen antitumoralen Immunreaktion nach interstitieller Strahlentherapie bekräftigt wird und die sehr guten Ergebnisse der Brachytherapie auch bei lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs erklären würde.

Quellenangaben

1. A Systematic Review of the Role of Definitive Local Treatment in Patients with Clinically Lymph Node-positive Prostate Cancer - Eugenio Ventimiglia- European Urology Oncology (2) 2019, 294-301

2. Kubo M, Saton T, Ishiyama H, et al. Enhanced activated T cell subsets in prostatae cancer patients receiving iodime-125 low-dose-rate prostate brachytherapy. Oncol Rep 2018; 39: 417-24

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