Organspenderzahlen in Deutschland: niedrigster Stand seit 20 Jahren

12.03.2018

Die Zahl der Organspender in Deutschland hat 2017 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Das erste Mal seit rund 20 Jahren gibt es in Deutschland weniger als zehn Organspender pro 1 Million Bundesbürger. 10.000 schwerkranke Patienten stehen auf der Warteliste für eine lebensrettende Transplantation.

„Im internationalen Vergleich war Deutschland bisher im unteren Mittelfeld. Jetzt stehen wir im Vergleich fast hinter allen anderen westeuropäischen Ländern. Das ist eine dramatische Entwicklung“ sagte Dr. Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Als Gründe sieht Rahmel unter anderem die enorme Leistungsverdichtung in den Kliniken, die die Arbeit der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken behindert.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen fordern in Deutschland auch immer mehr medizinische Fachgesellschaften die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende. Während in Deutschland die sogenannte Entscheidungslösung gilt, in der die Menschen durch 2 bis 5 jähriges Anschreiben durch die Krankenkassen zu einer Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende angeregt werden, gilt beispielsweise in Spanien die sogenannte Widerspruchslösung, in der festgelegt ist, dass Menschen es explizit dokumentieren müssen, wenn sie gegen eine Organentnahme nach ihrem Tod sind. Bei der Widerspruchslösung wird jeder Bürger angeschrieben und nach seiner Entscheidung gefragt. Wer nicht antwortet, gilt als Organspender. Die Widerspruchslösung lässt somit jedem Bürger seine volle Entscheidungsfreiheit.

Spanien ist mit dieser Widerspruchslösung weltweit führend im Bereich der Organspende mit 46,9 Spendern pro 1 Million Einwohner im Jahr.

Quellen:

Urologische Nachrichten 01/02.2018 ; S.4
Deutsche Stiftung Organtransplantation DSO
aerzteblatt.de, 5.März 2018

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